Zeiträume aus Gips

Die Anfänge

Gips ist einer der ältesten Bau- und Werkstoffe der Menschheit. Bei der Beschäftigung mit der Geschichte des Baustoffs überrascht vor allem, welches hohe Alter einige der heute noch genutzten Baustoff- und Materialanwendungen haben.

Der bisher älteste Nachweis für Gips existiert als Innenwandputz: In der Stadt Catal Huyuk in Kleinasien (um 9.000 v. Chr., teilweise auch auf 7.000 v. Chr. datiert) wurde Gipsputz als Untergrund für dekorative Fresken verwendet. Frühe Vorläufer des heutigen Estrichs fanden sich aus der Zeit um etwa 7.000 v. Chr. in Israel südlich des Sees Tiberias, wo mehrere mit Gips beschichtete Fußböden ausgegraben werden konnten. Bei Armghazal in Jordanien gefundene Statuetten, datiert auf etwa 6.000 v. Chr., gelten als die ersten figürlichen Gipsdarstellungen.

Zwei heute kaum noch gebräuchliche Bauweisen mit Gips sind bei den Alten Ägyptern belegt: Sie kannten offenbar die Verwendung von Alabaster, einer speziellen durchscheinenden Varietät des Gipses, für lichtdurchlässige dünne Platten – also für sehr frühe Vorläufer unserer Fensterscheiben. Sowohl bei der Großen Sphinx (2.700–2.600 v. Chr.) als auch bei der ebenfalls in Gizeh stehenden Chephrenn-Pyramide (um 2.550 v. Chr.) kamen Gips-Kalk-Mörtel zum Einsatz. An der Pyramide diente ein Gemisch aus Gips und gebranntem Kalk zum Ausfüllen entstandener Hohlräume bei Senkrechtfugen, waagerecht wurden die Kalksteinblöcke für die Pyramiden in der Regel mörtellos gefügt.

Hinweise zum Gips und seiner Anwendung finden sich praktisch in allen frühen Kulturen der Menschheit im Alten Orient. So zum Beispiel auch in der Stadt Jericho um 6.000 v. Chr., am Euphrat in der Nähe der Stadt Uruk um 3.000 v. Chr. sowie in den Keilschriften der Sumerer (ab etwa 2.800 v. Chr.) und Babylonier (ab ca. 1.830 v. Chr.).


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